Beethovens Symphonien als Kammermusik

Das findet man in keiner Gesamtedition – und doch ist es eine feine Ergänzung der Beethoven-Studien, die zum Jubiläum jeder Musikfreund betreiben kann: Johann Nepomuk Hummel hat sieben der neun Beethoven-Symphonien für Flöte und Klaviertrio arrangiert, eine damals beliebte Besetzung, die ideal fürs häusliche Musizieren im Biedermeier war. Die Hummelschen Ausgaben (nicht nur Beethovenscher Werke) sind in vielerlei Hinsicht interessant, unter anderem auch, weil sie etwa im Falle der späten Mozart-Symphonien Metronomangaben überliefern, die uns die Tempo-Gebräuche der Musizierpraxis jener Ära nach des Komponisten Tod verraten.
Dank solcher Überlieferungen lassen sich auch mit hochmögenden Vertretern der Originalklang-Bewegung muntere Diskussionen führen. Was Beethoven betrifft, haben wir mit des Meisters originalen Geschwindigkeitsangaben schon genug zu tun. Aber die Aufnahmen von Hummels symphonischen Einrichtungen lehren uns einiges über die Musizier-Gewohnheiten zur Beethoven-Zeit. Wer damals eine der viel diskutierten, hoch modernen Beethoven-Symphonien hören wollte, musste ja zur Selbsthilfe greifen. Ein eigenes Orchester konnte sich ja bestenfalls Fürst Lobkowitz leisten, dem die „Eroica“ gewidmet ist, die auf der ersten CD der Gesamtaufnahme durch den Flötisten Uwe Grodd un das Gould Piano Trio zu hören ist, wie die Zeitgenossen des Komponisten sie selbst musizieren konnten.
Freilich können vier Spieler nicht die überwältigende Wirkung des Beethoven-Orchesters simulieren. Doch kommen im kammermusikalischen Kontext manche Schärfen und Eigenwilligkeiten von Beethovens Harmonik zur Geltung, die sich im großen Klang immer wieder verlieren.
So ballen sich die Dissonanzen an den Höhepunkten der Durchführung im Kopfsatz der „Eroica“ eindringlich und ersetzen so mühelos die Schlagkraft eines orchestralen Fortissimos. Andererseits hört man hier auch, wie viel Lyrismus, wie viel Sensibilität auch in dieser „heroischen“ Musik steckt. Zumal der Pianist des Gould Trios, Benjamin Frith, dank subtiler Anschlagkultur und rhythmischer Akkuratesse als eloquenter Spielmacher fungiert. Er treibt die dramaturgische Entwicklung stets mit Elan voran.


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