Die Chormusik Paul Hindemiths gehört zum Schwierigsten, das A- cappella-Ensembles je zugemutet wurde. Der Meister hatte die Musik seiner Altvordern – bis zu den Wurzeln der Mehrstimmigkeit – studiert und bewegte sich dank handwerklicher Souveränität sicher in den weiten Gefilden tonal gerade noch zu deutender Harmonik. Deren Gravitationsgesetze auch mit wachsender Entfernung vom akustischen Zentrum zu fühlen verlangt er auch von seinen Interpreten. Was Wunder, daß vor allem die späte Messe als schwer bis gar nicht aufführbar gilt. Ein Plädoyer für das Stück gelang dem SWR Vokalensemble Stuttgart unter Marcus Creed, das sogar harmonische Wendepunkte in einem tonal sehr frei gedeuteten Rahmen fühlbar zu machen weiß. Man kann seinen Standort auf der Landkarte markieren und vernimmt eine bewegend subtile Ausdeutung des katholischen Messtextes (von einem, der meinte, er sei ,,vielleicht kein guter, aber ein treuer Protestant"). Seine Messe – in Wien – erstmals zu hören war eine von Hindemiths letzten Freuden.
Paul Hindemith: Apparebit repentina dies – Lieder op. 33 – Six Chansons – Messe. SWR Vokalensemble Haenssler 93.295
22. Juli