Musikunterricht

Zwischentöne Wo man singt, da lass dich nieder, heißt es. Zu Recht?

Während Schulleiter nach Psychologen und Krankenschwestern rufen, erfährt man: Österreich ist bei musischer Bildung OECD-Schlusslicht.

Jüngst diskutierte man im Hörfunk wieder die deplorablen Zustände an den Schulen. Die Argumente sind altbekannt, die Klage über die fehlenden Chancen von Kindern mit Migrationshintergrund und/oder aus den sogenannten bildungsfernen Schichten. Die Rufe nach Schulpsychologen, Sozialarbeitern, ja - für viele staunende Hörer vermutlich neu - nach Krankenschwestern . . .

Ob dieses Land die Schulkrise je wieder wirklich in den Griff bekommen wird, steht in den Sternen. Aufhorchen ließ freilich ein Statement des Verantwortlichen für das Pisa-Projekt im Hauptquartier der OECD.

Er versicherte, dass kaum ein anderes Land so viel Geld in die Schulen investiere wie Österreich. Fein, denkt man, doch folgt gleich die kalte Dusche: Bei den Leistungen in Fächern wie Mathematik liegt Österreich lediglich im Mittelfeld.

Und nun das niederschmetternde Apercu: Im musischen Bereich ist Österreich das Schlusslicht innerhalb der OECD-Staaten. Früher einmal hätte man vermutet, sich verhört zu haben. Heute kann man sich sieben Tage lang via oe1.orf.at bestätigen lassen, dass zumindest die Hörfähigkeit noch nicht beeinträchtigt ist.

Tatsächlich: Österreich ist das Schlusslicht, was das (im weitesten Sinne) künstlerische Angebot für seine Schulpflichtigen betrifft. Das sogenannte Musikland hat längst ausgedient, man weiß es. Nun bestätigt es uns auch noch die Pisa-Studie.

Dabei klang auch diesmal wieder der ewige Basso continuo aller pädagogischen Erfahrungswerte mit: Wer künstlerisch gebildet ist, tut sich auch in den sogenannten Mint-Fächern leichter. Mathematik und Musik schließen einander nicht aus, sondern können, im Gegenteil, sogar befruchtend aufeinander wirken.

Nur dass man davon hierzulande seit zwei Generationen nichts mehr wissen will und lieber noch zwei Mathematikstunden mehr einführt, bevor man Kinder eine Viertelstunde musizieren lässt. Apropos Migrationshintergrund und Sprachbarriere: Nie lernt man den Tonfall und die richtige Betonung fremdsprachiger Wörter und Phrasen besser, als wenn man sie zur Melodie eines Volkslieds singt.

Die Modulation von C- nach G-Dur begreifen sicher auch Sprösslinge von Einwanderern aus Afghanistan mühelos, während Kinder, deren Urgroßväter schon Österreicher waren, vielleicht auch Melodien jenseits von Dur oder Moll nachempfinden.

Genug der Fantasien - der Kulturverweigerung unseres Bildungssystems hatte die ÖVP in ihrem Wahlprogramm den Kampf angesagt, um nach ihrem Wahlsieg tatsächlich eine einschlägige Initiative zu starten. Das war aber, zugegeben, die erste von Sebastian Kurz geführte Regierung.

Ist natürlich längst Geschichte . . .