Zum Tod des von Publikum und Kollegen geliebten Volksopern- Tenors, der in seinem Haus tausende Abende veredelt hat.
2700 Vorstellungen. Das schreibt sich leichthin. Doch sollte man kurz innehalten, um auszurechnen, was das in Lebenstagen, - monaten, in Lebensjahren bedeutet, die Peter Minich auf der Bühne seiner Volksoper stand. Das Haus war, wenn sein Name auf dem Programmzettel stand, garantiert voll, die Damen schmolzen dahin, die Herren wurden eifersüchtig. Und beides sprach für das Theatertemperament dieses Mannes. Minich war der Charmeur vom Dienst, Eisenstein, Danilo, „Graf von Luxemburg“, Mister Higgins und Zahlkellner Leopold, den Petruchio in „Kiss ME Kate“ nicht zu vergessen. Der Shakespeare-Held in der Musical-maske markierte das Sängerdebüt des Künstlers, der aus St. Pölten über Graz nach Wien kam, um dort für Fred Liewehr einzuspringen – und zu reüssieren! Was das geheißen hat, kann nur ermessen, wer um Liewehrs Stellung beim Wiener Publikum und seinen hinreißenden Charme weiß.
Der Musical-Coup war für den jungen Mann, der 1950 in der ,,Volksoper in der Staatsoper" in einer Sprechrolle debütiert hatte, der Initiationsritus. Aus dem talentierten Schauspieler wurde ein Sänger. Stimmlage? Tenor? Minich!
Der gesungene Augenaufschlag
Hohe Töne, Attacke, Phrasierung standen nicht zur Diskussion. Minich kam, sah blendend aus, lächelte unwiderstehlich und – sang. Die Stimme war samtweich timbriert und wie man bei einer Phrase wie ,,Ich küsse Ihre Hand, Madame" von einem Ton zum andern kommt und nach dem Beistrich ein sogenanntes Rubato macht, das ergab sich nicht aus dem Wissen, was ein Rubato ist, sondern wie man ,,Madame" sagt, ohne Ausrufungszeichen, mit einem Augenaufschlag. Das Ausrufungszeichen, das die meisten Kollegen hier machen, nennt sich vokaltechnisch Outrage. Minich beherrschte das Wesentliche, den gesungenen Augenaufschlag.
Damit füllte er sein Haus, dafür liebte man ihn noch, wenn er später Charakterrollen auch in Opernproduktionen gestaltete, den Triquet in ,,Eugen Onegin" oder Puccinis Kaiser von China. Manche dieser Produktionen waren bemerkenswert nur deshalb, weil Minich mit von der Partie war, ein Publikumsliebling, den auch die Kollegen ohne Eifersucht liebten und herzten, denn Minich war auch im wirklichen Leben eine Seele von einem Menschen, mit Blumengaben so überhäuft wie mit Ehrungen, deren letzte, den ,,goldenen Schikaneder" für sein Lebenswerk, er nicht mehr persönlich in Empfang nehmen konnte.
Am 29. Juli ist Peter Minich 86-jährig den Folgen einer Lungenentzündung erlegen.