Philippe Jordans "Pastorale"

Vergleichbare Editionen, zugegeben, gibt es viele. Und gerade in jüngster Vergangenheit hat sich die überreiche Diskografie noch deutlich erweitert. In dieser Beethoven-Schwemme kommt Philippe Jordans Wiener Abenteuer eine Sonderstellung zu. Die Mikrofone fingen, wie es scheint, einen besonders glücklichen Moment in der jüngeren Wiener Interpretationsgeschichte ein.

Der Maestro hat, da waren sich die Beobachter anlässlich der Aufführungen im Wiener Musikverein einig, mit seinen Symphonikern die größte Harmonie erreicht und die Musiker gleichzeitig zu besonders engagiertem, differenziertem Spiel animiert. Herausgekommen ist dabei eine Beethoven-Deutung, die hörbar alle Irritationen der jüngeren, von der Originalklang-Bewegung gehörig aufgemischten Spieltradition absorbiert hat, dabei aber die aus romantischem Geist gewachsene Klangkultur der Symphoniker nicht verrät.

Das ist kein kleines Kunststück. Wie perfekt es gelang, lässt sich an der jüngst erschienenen CD mit den Symphonien sechs und acht besonders gut ablauschen, denn gerade die „Pastorale“ hat aufgrund ihres offen zutage liegenden programmatischen Hintergrunds besonders unter pittoresken Überfrachtungen zu leiden gehabt.

Unter Jordan klingt sie nicht nur wegen der durchwegs zügigen Tempi frisch, hie und da geradezu spielerisch locker und in der „Szene am Bach“ subtil ausgeleuchtet im Gewittersturm aber geradezu unerbittlich – man muss weit in der Interpretationsgeschichte zurückgehen, um eine ähnlich stimmige, klanglich fein schattierte Wiedergabe zu finden; und wird etwa die Durchhörbarkeit des Streichersatzes kaum irgendwo so detailverliebt realisiert finden können.

Das ist, meine ich, nebst einer energetischen Achten eine der bedeutendsten Interpretationen der „Pastorale“, die auf Tonträgern je erschienen sind.