Raphaela Gromes

Wie man beim Musikhören gescheiter wird

Online-Salon. Die Cellistin Raphaela Gromes und der Pianist Julian Riem bitten jeden Freitag zur musikalischen Plauderstunde. Zuletzt wurden sie sogar von Brigitte Fassbaender "virtuell besucht".

In Zeiten der Krise boomen musikalische Angebote im Internet. Viele stellen selbstproduzierte Musikvideos ins Netz. Manche streamen Konzerte live. Einige wenige sind wirklich kreativ. Darunter die Cellistin Raphaela Gromes und der Pianist Julian Riem.

Die beiden laden wöchentlich zu einem amüsant-lehrreichen Gesprächskonzert. "Wir haben vor, während der Corona Krise jede Woche ein Video zu drehen und immer Freitag um 17 Uhr hochzuladen", meint die Cellistin, "mal sehen, wie lange uns dazu was einfällt und vor allem wie lange die Krise noch dauert . . . Aber klar, da wir gerade keine Konzerte spielen, haben wir ja Zeit, Videos zu produzieren".

Die ersten beiden Ausgaben dieses musikalischen Internet-Vergnügens galten dem aufsehenerregenden Richard-Strauss-Projekt des Künstler-Duos, das vor kurzem (bei Sony) die Erstaufnahme der kürzlich in Garmisch entdeckten Urfassung der frühen Cello-Sonate auf CD präsentierte.

Ein unbekanntes Werk eines berühmten Komponisten entdeckt man ja nicht alle Tage. Strauss' Sonate ist in ihrer als Opus 6 gedruckten Form allen Cellisten zwar wohl bekannt. Doch die erste Fassung unterscheidet sich so deutlich von der veröffentlichten Version, dass man mit Fug und Recht von einem anderen Werk sprechen darf.

Das erläutern Gromes und Riem in ihrem locker-hintergründigen Video-Feuilleton und liefern gleich die nötigen Tonbeispiele dazu. Dabei erfährt man unter anderem, dass der jugendliche Komponist Skizzen zu seiner Sonate als Sechzehnjähriger im Mathematik-Aufgabenheft notiert hat. Und dass er 1881 mit seinem Werk den Kompositionswettbewerb der Neuen Zeitschrift für Musik nicht gewonnen hat.

Dafür war die Uraufführung durch einen Orchesterkollegen von Vater Strauss, Hans Wihan, im Jahr darauf ein Riesenerfolg.

Ein Versprechen für eine der kommenden Ausgaben der Video-Serie: Gromes und Riem werden auch jene beiden Arbeiten vorstellen, die von der Jury damals dem Werk des jugendlichen Genies Richard Strauss vorgezogen wurden: Die Komponisten hießen Witte und Jensen. Man lernt nie aus . . .

Die jüngste Ausgabe des Online-Musiksalons galt aber noch einmal Richard Strauss - und zwar seiner populärsten Oper, dem "Rosenkavalier". Julian Riem hatte als "Zugabe" für die CD-Ausgabe der beiden Sonaten die "Rosenkavalier-Walzerfolgen" auszugsweise für Cello und Klavier arrangiert.

Zur Präsentation dieses Gustostückerls baten die beiden Musiker sogar den Rosenkavalier schlechthin, Brigitte Fassbaender, um einen virtuellen Besuch in ihrem Salon; und einen Kommentar zum Stück, für die Sängerin die "Komödie aller Komödien".

"Behind the Scenes" von Raphaele Gromes und Julian Riem ist auf Youtube zu sehen.