Salzburg Intendanz

Schon wieder einer weg. Ja, wo sind sie denn bloß alle?

Intendant zu sein ist schwer. Man hat viel damit zu tun, darüber nachzudenken, was geschehen wird, wenn man einmal nicht mehr da sein wird.

Ich bin dann mal weg", titelte einer, der auf den Jakobsweg ging. Keiner wusste etwas davon, und plötzlich war der Mann zum Pilger geworden. ,,Ich bin dann mal weg", alles andere als ein frommer Pilgerspruch, könnte auch das Leitmotiv der internationalen Opern- und Festspielintendanten sein. Diese Leute haben ja, man weiß es, enorm lange Vorlaufzeiten für ihre Planungsarbeit zu gewärtigen. Und sie arbeiten und arbeiten und arbeiten, bis dann zum Beispiel, Jahre später, irgendwo einer irgendetwas singt.

Oder eine. Wenn die dann vielleicht Anna Netrebko heißt, sind alle besonders glücklich. Und die Netrebko wiederum wird sich nicht wirklich darum scheren, wer ihr vor dem Auftritt das Händchen schüttelt. Der Intendant? Der ist dann wahrscheinlich – ja eben – schon weg.

Er muss ja längst anderswo sein, planen, planen, planen, Spielpläne zimmern für Spielzeiten, in denen er längst nicht mehr da sein wird und wahrscheinlich auch nicht einmal mehr dort ist, wo das läuft, was er da für dort geplant hat. Er ist ja, wie schon gesagt, weg. Nicht dort. Oder da.

Da gewesen ist immer – damals im Märchen von dem Hasen und dem Igel – der Igel. Er war immer schon da, so schnell der Hase auch laufen mochte. Die Intendanten, das sind die, die dann, wenn ihre Kunden gelaufen kommen, schon nicht mehr da sind. Hoffentlich kommt nicht einmal jemand auf den Gedanken, nachzuschauen, wann die Herren (es mischen sich ja kaum Damen unter die eifrigen Pilger) eigentlich da sind. Wirklich da. Vor Ort, wie man mittlerweile auch südlich des Weißwurstäquators zu sagen beliebt. Obwohl uns Richard Wagner – er stammt aus Sachsen und war übrigens auch immer wieder ,,mal weg", vor allem dann, wenn seine Gläubiger kamen – in seinen ,,Meistersingern" vorsingen lässt, daß es heißen soll: ,,am Ort".

Aber das ist eine andere Geschichte, die von Menschen handelt, die da sein müssen, wenn die, die sie engagiert haben, schon – apropos Weißwurstäquator – ,,mal weg" sind.

Jürgen Flimm hat es uns vorgemacht. Er war schon Intendant im Ruhrgebiet, als in Salzburg seine Festspiel-Planung ablief. Alexander Pereira wird demnächst in Mailand sein, ein Jahr früher als ursprünglich geplant.

Dort war ja übrigens auch einer Intendant, der gleichzeitig in Wien Intendant war. Einer, der irgendwie überall auch ,,schon mal weg" ist.