Stars im Netz

So sangen Netrebko & Co. "für Österreich"

Eine ORF-Initiative zur Überbrückung der theaterfreien Zeit begann mit Nachdruck im Funkhaus.

Eine nette Geste hat sich ORF III für die vorstellungslose Zeit ausgedacht. Im Funkhaus versammelten sich Ensemblemitglieder und Gaststars, die dieser Tage in der Staatsoper aufgetreten wären. Kollegen schalteten sich via Videokonferenz zu; fertig war der Vokal-Abend.

Dass kein Publikum im Sendesaal erschien, war so selbstverständlich wie die weiten Abstände, die von den Künstlern auf dem Podium vorschriftsmäßig eingehalten werden mussten. Barbara Rett sorgte freilich gewohnt charmant für die Überbrückung der Pausen - und die Stimmung war dank der exquisiten Darbietungen alles andere als steril. Also?

Sie sind alle bestens bei Stimme: Der Tenor von Juan Diego Florez floß bei Verdi geschmeidig und hatte für Schuberts "An die Musik" auch in der Tiefe genügend Klang. Valentina Nafornitas Koloraturen perlten in Gounods "Juwelenarie" sauber und gleichmäßig, Tomasz Koniecznys charakteristischer Bariton legte für Gershwin und Moniuszko jegliche Schärfe ab und erwies sich als erstaunlich mikrofontauglich - auch als er zuletzt sonor von den Politikern Solidarität mit freischaffenden Künstlern einforderte.

Beczaa im polnischen Wald

Elena Maximovas Mezzo kam nach der etwas üppiger wogenden Arie der Muse aus "Hoffmanns Erzählungen" bei den dramatischen Aufwallung eines Rachmaninow-Liedes voll zur Geltung. Piotr Beczaa sang in seinem Häuschen im polnischen Wald, zu Orchesterbegleitung von CD "Amor ti vieta" aus Giordanos "Fedora", nicht ganz synchron, versteht sich, aber mit Aplomb.

Grandios erwies Jongmin Park mit Tosti seine einsame Stellung als Basso cantante in unserer Zeit. Originell der in seinem niederösterreichischen Garten aufgezeichnete Beitrag von Andreas Schager: Die geigende Ehefrau Lidia Baich saß "als Orchester im Apfelbaum", und der Tenor spielte Gitarre darunter: Der Heldentenor kontrastierte zum Vogelgezwitscher-Idyll so apart wie zum Tonfall von "You Never Walk Alone".

Nicht minder experimentell für seine längst metallisch gewordene Tenorstimme wirkte Yusif Eyvazovs Ausflug ins Belcanto-Fach mit Donizettis "Furtiva lagrima", doch sang er - wie hernach an der Seite seiner Frau - höchst diszipliniert. Sympathisch natürlich, dass Jonas Kaufmann, begleitet von Helmut Deutsch, von München aus für seine Wiener Verehrer das "kleine Cafe in Hernals" besang: Wenn das Grammophon so behutsam und zart seinen English Waltz spielt und der Tenor dazu pfeift, kann dem niemand widerstehen. Erfolgsgaranten, das sei nicht vergessen: Pianist Jendrik Springer und ein Streichquartett des RSO mit klanglich feinsinnig differenzierten Arrangements von Gottfried Rabl.

"Wir spielen für Österreich", 2. Folge: Robert Mayer führt durchs von Lehar dominierte Operettenprogramm seiner Volksoper,

ORF III, 26. 4., 20.15.