Die Beethoven-Hommage gibt es nun auf Video. Bei ihr stimmt fast nichts.
Ernsthafte Versuche einer Würdigung wären schon dabei gewesen. Florian Boesch oder das Koehne-Quartett waren ja angekündigt. Was sonst auf dem Rathausplatz zur Festwocheneröffnung im Beethoven-Jahr zu erleben gewesen wäre, zeigt die virtuelle Variante im Internet, kurz, wenn auch nicht völlig schmerzlos.
Zunächst erscheint ein alter Mann, zieht seinen Dreispitz und stellt sich als Ludwig van Beethoven vor, um dann, notabene völlig unrhythmisch, das berühmte Kopfmotiv der Fünften zu klopfen; nicht ins Klavier, sondern in ein Cembalo. Beginnend mit der Kopfbedeckung, stimmt also hier nichts. Dann die künstlerischen Beiträge, neue Interpretationen oder Anverwandlungen Beethoven'scher Geistesblitze . . .
Lukas Lauermann überformt die Tropfen der Mondscheinsonaten-Begleitung mit neuen Cellokantilenen, ganz minimalistisch, wie unsere Generation halt die Noten eines Maximalisten überschreiben kann. "Mischwerk" macht aus dem langsamen Satz der "Pathetique" Schrammelklänge. Gar nicht ohne Stimmung, dennoch setzt der Video-Beethoven die Coronamaske auf. Das Hörrohr legt er an, sobald die Strottern auf die Melodie der "Ode an die Freude" das "alle Menschen san ma z'wida" anstimmen. Das hat er anders in Erinnerung. Wie viel Biss ist uns seit Kurt Sowinetz, seligen Angedenkens, doch verloren gegangen.
Kann Assoziatives aus unseren Tagen nie Biss haben? Das melancholische "Joyful" Marie Spaemanns hat keinen, noch weniger die notorischen Musical-Heultöne von Ankathie Koi, und am wenigsten die hilflosen Improvisationen von Phoen Extended. Zuletzt klärt uns Beethoven aber auf, dass er nicht Beethoven ist, sondern Helge Schneider - "und tschüs". Dass dieser Wiener Klassiker kein Wiener war, schien uns noch nie so einleuchtend.